Wie funktioniert systemische Therapie?

Wie „funktioniert“  systemische Therapie?

Die systemische Therapie ist eine Therapiemethode, die in relativ kurzer Zeit erfolgreich ist. Dabei ist sie vom Ursprung her gar keine Therapiemethode, sondern mehr eine Philosophie. Mit dem Wort „Therapie“ ist oft die Vorstellung verbunden, dass jemand (eine Ärztin, ein Psychotherapeut oder ein Heilpraktiker) Menschen heilt. Der Therapeut wird nicht selten als Person wahrgenommen, die über Geheimwissen verfügt. Patienten oder Kranke begeben sich in die Hände des Therapeuten und lassen sich heilen.

Diese Vorstellung hat in der systemischen Therapielandschaft kaum Freunde. Hier wird der Begriff „Therapie“ eher in seiner ursprünglichen Bedeutung gesehen. Das Wort „Therapie“ kommt aus dem Griechischen (therapeia) und bedeutet „Dienst“ oder „Dienstleistung“. Die systemische Therapeutin hilft denen, die zu ihr kommen, Lösungen für Probleme zu finden. Diejenigen, die diese Dienstleistung in Anspruch nehmen, „heilen“ sich selbst oder sie finden selbst die optimale Lösung für ihre Probleme.
In der systemischen Therapie lernen die Klientinnen und Klienten, zu Experten ihrer eigenen Probleme und Lösungen zu werden.

Was geschieht in der Therapiesitzung?

Die systemische Therapiesitzung beginnt mit der sogenannten Auftrags- und Zielklärung. Der Therapeut möchte wissen, womit er seiner Gesprächspartnerin oder seinem Gesprächspartner hilfreich sein kann. Wenn möglich, werden bereits früh mögliche Ziele ins Spiel gebracht, damit Therapeut und Klient/in wissen, wohin die Reise gehen soll.

Die Auftrags- und Zielklärung führt nicht immer punktgenau auf den Weg, der im ersten Gespräch angesteuert wird. Es wäre nicht im Sinne der systemischen Therapie, vorher festzulegen, was später sein wird und soll. Auftrags- und Zielklärung haben in erster Linie den Sinn, Anfangspunkte zu setzen, die eine erste Orientierung ermöglichen. Was dann geschieht, zeigt sich während des Beratungsprozesses. Ein geflügeltes Wort der systemischen Therapie lautet: „Der Weg entsteht beim Gehen.“
Die Art der Auftragsklärung hängt im Wesentlichen davon ab, mit welchen Wünschen und Voraussetzungen die Klientinnen und Klienten in die Therapie kommen. Der Therapeut fragt sich zum Beispiel, ob seine Klientinnen und Klienten selbst schon Lösungsmöglichkeiten im Blick haben, ob sie vielleicht auf Empfehlung (Arzt, Freund, Frau/Mann) kommen usw. Oftmals tut es Menschen auch gut, dass Probleme „nur“ gehört und gewürdigt werden, so dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit dadurch wachsen kann.

Struktur

Systemische Therapiesitzungen sind klar strukturiert, der Therapeut arbeitet oft lösungs- und zielorientiert. Auch hier gibt jedoch der Klient an, was er besprechen möchte und Rückmeldung darüber, welche Methoden und Fragen für ihn hilfreich waren.
Systemische Therapeutinnen und Therapeuten verfügen über eine Vielzahl von Techniken und Methoden. Sie alle haben zum Ziel, mit der Klientin oder dem Klienten neue Wirklichkeitsräume zu öffnen. Manche der Techniken sind auf den ersten Blick ungewöhnlich und vielleicht sogar befremdlich. Die sogenannte „Paradoxe Intervention“ gehört in diese Kategorie.

Dauer

In der Regel nimmt die systemische Therapie nur wenige Sitzungen in Anspruch. Es ist aber durchaus möglich, dass sich längere therapeutische Prozesse entwickeln um z. B. automatisierte Reaktionsmuster so zu verändern, dass sie für den Klienten eine bessere Alternative wie die „alten“ darstellen. „Wunderheilungen“ kann ich nicht versprechen. Meistens wird mit kleinen Schritten begonnen, Rückfälle in alte, gewohnte Muster, sind „normal“ und zeigen auf, was evtl. nochmals betrachtet werden sollte. Ein Beratungsraum, indem Sicherheit und Vertrauen wachsen kann, hilft, um die eigene Komfortzone verlassen zu können. Regelmäßige Termine sind wichtig, um neue Impulse in den Alltag einbetten zu können.