Paare, die in der Kindheit traumatische Erfahrungen, z. B. durch ihre eigenen (traumatisierten) Eltern erfahren haben, leben diese Beziehungsmuster oft in der Partnerschaft weiter. Heftige, wenig hilfreiche Streits prägen diese Beziehungen oftmals. In Anlehnung an das „Traumhaus“- Beziehungskonzept von Dr. Katharina Klees arbeite ich mit diesen Paaren Streitmuster, dahinter liegende Emotionen und neue Wege des Umgangs damit heraus. Dadurch können alte Beziehungswunden und Streitmuster geheilt und verändert werden, so dass Liebe, Harmonie und Eigenverantwortung im Zentrum stehen.
Folgende Schritte prägen die Arbeit mit diesen Paaren:
– Anfertigung einer Streit-Skizze – Automatismen erkennen
– Ausstieg aus dem Streit, Selbstregulation, Orientierung
– Emotionsskript: Welchen Umgang mit Streit und Emotionen habe ich gelernt. Wie prägt das mein Verhalten in Beziehungen?
– Welche Bedürfnisse habe ich (eigentlich)?
– Informationen zu Abläufen im Gehirn
– Selbstfürsorgsamkeit
– Abläufe ändern und Liebesrituale einfügen
Was ist ein Trauma?
Bei einem Trauma handelt es sich nicht um reine innere Konflikte wie z. B. die Frage: „Soll ich meinen Arbeitgeber wechseln oder die Beziehung mit meinem Partner beenden?“ – auch wenn solche Fragestellungen auch großen Stress bedeuten können.
Ausgangspunkt sind tatsächliche, extrem stressreiche Ereignisse, die ein Gehirn in eine „Klemme“ bringen und „traumatische Zange“ genannt wird. Das Informationsverarbeitungssystem des Gehirns wird so überflutet, dass die Person den Eindruck bekommt, als „ginge jetzt nichts mehr“, wie ein bodenloser Abgrund der sich vor einem auftut.
Archaische Notfallprogramme wie Flüchten, Kämpfen, Erstarren, innerer Zusammenbruch und Leere setzen ein. Auf solche Extremsituationen sind die betroffenen Menschen nicht vorbereitet und daher überfordert es ihre Bewältigungsmechanismen.
Beispiele:
– nächtlicher Überfall in einem Park
– der eigene Mann oder Vater „verwandelt“ sich in einen Angreifer
– Autounfall eines Partners oder KIndes
– Gewalterfahrungen zwischen Eltern, die die Kinder miterleben (manchmal sogar schon im Mutterleib)
– Kriegserfahrungen
– Vernachlässigung in der Kindheit
Typische Kriterien für Bindungsprinzipien bei Misshandlungsverhältnissen in Partnerschaft und Familie sind:
– Erpressung, Geheimnisse
– Schuldfragen, Opferung, Verrat
– Machteinsatz: Gewalt auf emotionaler, seelischer und körperlicher Ebene
– Schweigen und Liebesentzug
– Loyalität zu Tätern
Kinder brauchen in Familien:
– Emotionale Sicherheit und Verfügbarkeit von Bezugspersonen
– Feinfühligkeit, Blickkontakt, Berührung
Eigene Bindungserfahrungen werden später an Partner und Kinder meist unbewusst weitergeben und Gewalt wird öfters reinszeniert. Daher ist es oft hilfreich, erlernte Muster zu erkennen und zu bearbeiten, so dass Verständnis hierfür entstehen und neues Verhalten gelernt werden kann. Dadurch wird eine liebevollere Partnerschaft auf Augenhöhe möglich. Durch die traumsensible Paarberatung und weitere ressourcenorientierte Methoden werden Paare auf diesem Weg liebevoll begleitet.
Lassen Sie sich nicht durch Bemerkungen im Umfeld verunsichern, bei denen auf der kognitiven Ebene versucht wird, Ihnen Tipps zur Besserung zu geben:
– Stell dich nicht so an, andere haben es auch auch nicht leicht.
– Es muss doch einen Therapeuten geben, der helfen kann, die können doch nicht alle schlecht sein.
– Sieh doch, was du alles schon erreicht hast im Leben.
– Sieh das Positive und nicht nur in die Vergangenheit.
Mit diesen Ratschlägen wird Über- und Unterregung, in der sich traumatisierte Menschen befinden, nicht verändert, da Körperarbeit hierfür notwendig ist. Betroffene befinden sich oft nicht innerhalb des sogenannten Toleranzfensters (windows of tolerance), sondern darüber oder darunter, wodurch Emotionen wie Rückzug/Erstarrung oder Wutausbrüche und heftigste Vorwürfe in Partnerschaften die Folge sein können. Durch Gespräche alleine ist es nicht möglich, mehr Ausgeglichenheit und Regulierung zu erreichen. Wichtig ist es, die Selbstregulation und Orientierung zu verbessern, um mit seinen eigenen Gefühlen umgehen und diese steuern zu können. Ich arbeite mit Methoden, die Körper und Geist einbeziehen, da traumatische Erlebnisse in tiefer liegenden Regionen des Gehirns verankert sind und auf der rein kognitiven Ebene nicht dauerhaft verändert werden können. Die Traumatherapeutin Dami Charf gibt dazu gute Einblicke und ich arbeite mit einigen Methoden von ihr, die ich bei Seminaren erworben habe. Zum Thema Selbstregulation informiert diese Artikel: Selbstregulation und Trauma
Ein Trauma ist erkennbar, wenn:
– Kaum/ keine Kontrolle über Impulse und Gefühle vorhanden ist.
– Entfremdungserleben, Konzentrationsprobleme und Gedächtnislücken auftreten.
– Störungen der Selbstwahrnehmung vorliegen: Opferhaltung, Selbstfürsorge unterbunden, Schuld, Scham.
– Störungen in der Beziehung zu anderen.
– Häufige extreme und negative Lebenseinstellungen vorherrschen.
Gute Traumatherapeuten und Anlaufstellen haben meistens lange Wartezeiten und fordert von Therapeuten vor allem Folgendes:
– ein empfindendes Herz
– eine belastbare Persönlichkeit
– Fachliche Kenntnisse zum Thema „Traumatherapie“, die in der Praxis angewandt werden können, um mit extremen Gefühlen, Täteranteilen, heftigen Körperzuständen der Klienten umgehen zu können. Dazu reicht meistens nicht nur eine Ausbildung und Körperarbeit ist wichtig, da diese das implizite Gedächtnis anspricht.
Anbei ein Artikel von mir zum Thema „Paare und Selbstregulation“ mit einigen Übungen und Tipps. Selbstregulation Paare
In meiner Praxis erarbeite ich mit den Paaren Selbstregulationstechniken, die alleine und gemeinsam eingesetzt werden können, um Emotionen besser steuern zu können, was zu weniger Streit und mehr Wohlbefinden führt. Selbstverantwortung und Üben gehören liebevoll dazu und sind nötig, um eigene Grenzen zu erkennen und Respekt und Wertschätzung in einer Partnerschaft wie in einem bunten Garten zu kultivieren.
Therapieformen und Methoden finden Sie unter dem Punkt „Arbeitsweise“.
Literatur:
– Charf, Damir: Auch alte Wunden können heilen. Kösel-Verlag.
– Hanswille, Reinert und Annette Kissenbeck: Systemische Traumatherapie. Carl- Auer Verlag.
– Huber, Michaela: Trauma und die Folgen. Junfermann Verlag.
– Peichl, Jochen: Destruktive Paarbeziehungen. Das Trauma intimer Gewalt. Klett-Cotta Verlag.
– Bücher von Peter Levine, der die Methode „Somatic Experiencing“ entwickelt hat.
– Reddemann, Luise: Psychodynamische imaginative Traumatherapie PITT- Das Manual. Klett-Cotta Verlag.
– Welter-Enderlin, Rosemarie und Bruno Hildenbrand (Hrsg.): Residenz – Gedeihen trotz widriger Umstände. Carl- Auer Verlag.
Anlaufstellen:
– Wildwasser: Beratung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind.
– Hilfeportal sexueller Missbrauch 0800- 22 55 530
u. a.